Sektion "Ost"

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News aus der Sektion

Zu Besuch bei sehr netten Nachbarn in Polen!

Anfang des Jahres fand das erste Frühjahrstreffen des im Herbst 2022 neugegründeten „Morgan Club Poland“ statt. Als ich in der kalten Jahreszeit beim abendlichen Netzsurfen auf den Eintrag „The first spring meeting of Morgan Club Poland 31.03. – 02.04.2023“ stieß, war die Entscheidung schnell getroffen: „Da simmer dabei!“.

Das allererste Clubtreffen des „Morgan Club Poland“ sollte in der zu einem Hotel umgestalteten alten Rohrmühle „Leniwka“ in Świebodzin stattfinden. Świebodzin (Schwiebus) ist eine Kreisstadt im Landkreis Świebodziński in der polnischen Woiwodschaft (Verwaltungsbezirk) Lebus und vom Brandenburger Tor weniger als 200 km entfernt. Von Berlin also nur ein paar Katzensprünge durch das alleenreiche Märkisch-Oderland, über den deutsch-polnischen Grenzfluss Oder in Frankfurt und weiter auf malerischen Straßen durch das waldreiche Lebus.

Dann plagten uns doch erste Zweifel: Reichen unsere homöopathischen Sprachkenntnisse aus? Waren wir als Deutsche auf einem polnischen Clubtreffen überhaupt willkommen? Wären wir gegebenenfalls gar mit dem rührigen Initiator des Treffens und Präsidenten des „Morgan Club Poland“ Tomasz Kamiński – mehr oder weniger alleine vor Ort?

Polen ist ein großes Land und mit rund 313.000 km² flächenmäßig nur unwesentlich kleiner als Deutschland. Gab es überhaupt in Polen ausreichend Schwarmgeister, die ihr Herz an einen Morgan verloren hatten und dann auch noch bereit waren, für ein Wochenende zum Teil sehr weite Wegstrecken in den tiefen Westen der Republik zurückzulegen; von größeren Städten wie Danzig, Warschau oder Krakau mehr als 400, von Białystok oder Lublin gar mehr als 600 Kilometer?

Als die ersten Sonnenstrahlen auf unser Garagentor fielen, warfen wir alle Bedenken über Bord und brachen am 31. März 2023 mit unserem Plus Four (MY22) gen Osten auf.

Ankunft in Leniwka

Am frühen Freitagnachmittag erreichten wir das Hotel „Leniwka“, einziges Gebäude auf einem 50 Hektar großen Areal von Feldern und Wiesen, durchzogen von einem munteren Bach, einem pittoresken Teich und altem Obstgarten; unser Zimmer liebevoll eingerichtet mit originalen Jugendstilmöbeln und Gemälden mit klassischen Motiven.

Als wir uns – immer noch die einzigen Gäste auf dem großzügigen Areal – nach dem ersten Glas Wein bereits auf ein romantisches Wochenende zu zweit eingestellt hatten, hörten wir plötzlich aus der Ferne das vertraute, stetig näher kommende Röhren mehrerer Morgan. Kurz darauf bevölkerten mit großen „Hallo!“ – cześć, dzień dobry, witam – weitere zwölf Wagen mit nunmehr insgesamt zwanzig Morganenthusiasten den bepflasterten Innenhof der alten Mühle. Das erste Frühjahrstreffen des neugegründeten „Morgan Club Poland“ war also kein Aprilscherz, sondern sollte wie geplant stattfinden.

Clubpräsident Tomasz Kamiński begrüsste jeden Gast auf’s Herzlichste und nach einem informellen Dinner, bei dem so köstliche Vorspeisen kredenzt wurden wie ´Heringstatar mit Gurke, Zwiebeln und Eier in Senfsauce` oder ´Landkartoffeln mit Ziegenkäse und Forelle`, Hauptspeisen wie ´Zander mit Dillsauce auf grünem Risotto‘ oder ´Lammkamm in Dijon-Senf` und Desserts wie ´Ricotta-Käsekuchen`  oder ´Graue Renette unter Streuseln mit Vanillesauce`, gingen die meistens Gäste recht früh zu Bett. Denn am nächsten Tag sollte nach einem ausgiebigen Frühstück die Rallye „Leniwka“ starten.

Rallye „Leniwka“

Für die drei-etappige Rallye mit 17 Orientierungsaufgaben und Wegpunkten gab es ein anspruchsvoll gestaltete Roadbook das exklusiv für uns beide aus Deutschland Angereisten in englischsprachig erstellt wurde. Wie aufmerksam!

Etappe 1: Leniwka – Chociule (66,7 km)

Von Szczaniec (Stentsch) ging es durch beschauliche Nebenstraßen nach Opalewo (Oppelwitz) und Mozów (Mosau) mit seinen vor rund 15 Jahren mit jeweils rund 3 Hektar als Familienunternehmen gegründeten agrotouristischen Weingütern „Cantina“ und „Mozów“, spezialisiert auf die hier bereits in der Geschichte angebauten Sorten Riesling und Pinot Gris, aber auch Rotweinen wie Dornfelder, Zweigelt oder Pinot Noir.

Unter den vorbereiteten Attraktionen hatten wir bei dem ersten Halt in Chociule (Kutschlau) die Gelegenheit, auf dem Gelände der „Schnug Logistic Group“ die sehr schnellen Elektrofahrräder des jungen Unternehmens „FasterBike“ aus Zielona Góra (Grünberg) zu testen und die gekonnten „Donuts“ von Bartosz Cieluch, dem polnischen Morgan-Händler „Metal Fantasy“ aus Nekielka, östlich von Poznań (Posen), in einem Morgan Super 3 zu bestaunen.

Etappe 2: Chociule – Kalinowo (37,6 km)

Von Chociule durch ein dicht bewaldetes, leicht hügeliges Land weiter nach Cibórz (Tiborlager), nach kurzer Fahrt unternahmen wir einen Zwischenstopp an dem geschlossenen, evangelischen Feldfriedhof in Podła Góra (Steinbach), an dessen deutsche Vergangenheit noch heute blütenweiße Marmorgrabsteine oder gepflegte schwarze Granitgrabsteine erinnern.

Zur Mittagspause kehrten wir in das im Herzen des Golfplatzes ´Kalinowe Pola` gelegene Clubhaus zu „Club-Sandwiches and Tea“ ein. Im Anschluss war ein „Meet and Greet“ – inkl. Autogramm- und Trainerstunde – mit Tomasz Wiśniewski, Coach der polnischen Golfnationalmannschaft arrangiert. Ein großes Vergnügen war auch die Fahrt mit den zur Verfügung gestellten Golfcarts.

Etappe 3: Kalinowo – Leniwka (28,7 km)

Unser erster Stopp in der dritten Etappe war die bereits von weitem gut sichtbare, monumentale Christus-König-Statue (Pomnik Chrystusa Króla) in Świebodzin. Diese Christusfigur wurde 2010 auf einem gut 16 Meter hohen aufgeschütteten Hügel aus Sichtbeton errichtet und ist mit 36 Metern sechs Meter höher als die Christus-Erlöser-Statue in Rio de Janeiro.

Der nächste Halt führte uns auf das Weingut „Winnica Łukasz“ in Wityń (Witten), einem Gutshof aus dem neunzehnten Jahrhundert. Derzeit umfasst das Weingut „Łukasz“ 3 Hektar, aus denen jährlich ca. 10 Tausend Flaschen sortenreine Weine hergestellt werden, darunter die Weißweine Riesling, Chardonnay, Johanniter Solaris und Hibernal, sowie die Rotweine Pinot Noir, Regent und Reberger. Auf dem Territorium des Weinbergs leben Damhirsche, Lamas, Schafe, Pferde, Ponys, Hunde und Katzen und neuerdings auch Alpakas. Die umgebende Natur mit den historischen Gebäuden bot eine malerische Kulisse für ein Fotoshooting mit unseren Moggies.

Im Anschluss hatten wir noch die Gelegenheit, in dem altehrwürdigen Gewölbesaal des Weingutes an einer wunderschön gedeckten Tafel im Rahmen einer sehr lebhaften Degustation vier Weinsorten zu verkosten, begleitet von einer Reihe verschiedener Käsesorten, selbsthergestelltem Honig, Trauben, Brot und weiteren, sehr feinen lokalen Produkten. Zum Abschied überreichte Clubpräsident Tomasz Kamiński noch allen Fahrerinnen und Fahrern eine Flasche des guten „Johanniter“. Zurück zu unserem Hotel „Leniwka“ waren es nur wenige Minuten.

Abend und Abschied

Nach einem bereits jetzt schon erlebnisreichen Tag und einer kleinen Verschnauf- und Umziehpause wurde um 18.00 Uhr, ebenfalls in dem Hotel „Leniwka“, zu einem Club Gala Dinner geladen. Hier konnte zwischen köstlichen Fisch-, Fleisch- und vegetarischen Gerichten, begleitet von lokalen Weinen gewählt werden. Im Rahmen einer kurzen Rede von Clubpräsident Tomasz Kamiński, erfolgte die Siegerehrung der Rallye „Leniwka“. Wir belegten – wie alle anderen auch – den I. Platz.

An diesem Abend ging niemand früh zu Bett.

Am nächsten Morgen hieß es nach einem etwas späteren Sonntagsbrunch Abschied nehmen von sehr gastfreundlichen polnischen Nachbarn und der wunderschönen Woiwodschaft Lebus.

Sprachprobleme gab es übrigens keine. Mit Deutsch und/oder Englisch kommt man in den allermeisten Fällen in Polen bestens zurecht. Wir kommen auf jeden Fall wieder! Vielleicht sogar mit ein paar weiteren Brocken Polnisch im Gepäck. Dziękuję bardzo i do widzenia!

Von Claudia und Jochen Prümper

Impressionen und Emotionen aus der Sektion